Ich wollte so lange ein Buch von ihr lesen, aber es ist immer etwas dazwischengekommen, beziehungsweise andere Bücher sind dazwischengekommen.
Nun habe ich es aber geschafft und habe das Buch in einer Rekordzeit von einem Monat und ein paar Tagen regelrecht „verschlungen“ 🙄 …
Ja gut, Scherz beiseite, ich habe einfach eeeewig gebraucht. Daran ist eine gute Mischung aus Leseflaute und langweiligem Buch schuld.
Vom Klappentext her hörte sich „Glückskekse“ ganz schön und lustig an:
Vier Monate waren wir Mr. und Mrs. Happy. Drei Wochen nicht mehr ganz so happy. Und heute Morgen mutierte Markus zu: „Es liegt nicht an dir.“ und ich zu „Aber du hast doch gesagt, du liebst mich“.
Ausgerechnet an ihrem Geburtstag wird Jana verlassen. Grund genug, mehr als eine Flasche zu leeren und sternhagelvoll folgende SMS an eine unbekannte Nummer zu schicken: „Was kann ich tun, um glücklich zu werden? SIE“
Am nächsten Morgen hat Jana einen Kater – und die Antwort: „Das frage ich mich auch oft. ER“ Erst ist Jana überrascht. Dann muss sie lächeln. Und schließlich macht sie sich mit einem Unbekannten auf die Suche nach dem Glück.
(P.S. In dem Klappentext waren sogar Schreibfehler, die ich einfach mal korrigiert habe. Oder schränke ich dann die künstlerische Freiheit ein???)
Ich dachte, das Ganze wird schön romantisch mit einem Hauch Katz-und-Maus… Na man wird ja noch träumen dürfen!
In Wirklichkeit kamen dabei ein paar lausige SMS raus, kombiniert mit Freundschaft, Beziehungsproblemen und Geheimnissen (die aber so was von offensichtlich waren, dass sie dich förmlich anbrüllen: „Hier bin ich und hier liefere ich gleich frei Haus meine Lösung, brauchst nich suchen… Ich eröffne sie dir freiwillig!!!“).
Ich hab so den Verdacht, dass das Beste an dem Buch wirklich der Klappentext ist.
Letztendlich ist hier die langweilige Lebensgeschichte von zwei Menschen niedergeschrieben. Um sich noch besser in beide hineinzuversetzen und schön mitgenervt zu sein von ihren Leben, ist das Buch abwechselnd aus der Sicht von IHR (Jana Kruse) und IHM (Roland Siems) geschrieben.
Jana Kruse ist ein verzweifelter Single und eine unbegabte Geschäftsfrau. Dafür ist sie natürlich eine suuuuper Freundin, total hübsch (schnallt das nur nicht) und heiß begehrt von allen Männern (nur nicht von denen, die sie will).
Roland Siems ist ein verkappter Schriftsteller, der es nur zu einem Postboten gebracht hat und ebenfalls verzweifelter Single. Er hat dafür nur einen Freund, der auch noch herzlos ist, und ist nicht ganz so schön wie unsere Jana. Aber auch ihn wollen die nicht, die er will.
Die beiden teilen sich dann ihr Unglück über SMS mit und wollen zusammen das Glück finden. Aber in dem ganzen Buch sind nur eine Handvoll Kurznachrichten zu finden. So viel wie man aufgrund des Klappentextes denkt, tauschen die sich nämlich nicht aus. Man erfährt mehr über ihren Alltag und die kontinuierliche Suche nach Glück und das Aufpäppeln des eigenen Selbstbewusstseins.
Unterbrochen wird das Elend dann auch noch von literarischen Einlagen Rolands. Mir kam so der Gedanke, dass Frau Hertz immer zu dieser Technik gegriffen hat, wenn sie nicht wusste, wie sie das Geschehen beschreiben soll. Es wurde nämlich die Realität mithilfe anderer „Geschichten“ dargestellt: Mal wie in einem Raumschiff, mal wie in alten Detektivfilmen, mal im Mittelalter, sogar die guten alten Vampire kommen darin vor. Ja eben alles, was das Filmklischee so hergibt, wird aufgriffen. Manchmal wird sinngemäß das beschrieben, was gerade in der Realität passiert (oder gleich passieren wird), mal beschreibt Roland einfach seine Tagträume und Wünsche.
Fand ich die Idee anfangs noch ganz süß, wurde ich dann immer mehr davon genervt. Man musste spontan in eine andere Atmosphäre eintauchen und dann war vieles eben im Stil des jeweiligen Genres/ Zeitalters geschrieben.
Fazit: Lest einfach nur die Glückskekse beim Chinesen: schmecken besser, sind billiger und in ihnen steckt genauso viel Lebensweisheit.
Für den lockeren Schreibstil, den lustigen Klappentext (und zugegebenermaßen auch das erste Kapitel… zumindest der Anfang) und Geheimnisse, die selbst ich mal fix aufdecken konnte, gibt es gerade noch .
Anne Hertz – Glückskekse
Knaur, 2006
ISBN 9783426629765
329 Seiten
Taschenbuch; 8,99 Euro
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